70 Jahre TuS Marialinden 1946 e.V.

Die Geschichte des Turn- und Sportvereins zwischen 1946 – 2016

 Eine Chronik in Auszügen von Robert Tasso Pütz

  • 1946

    1946

    Am 12. Juni 1946 geht im Overather Rathaus ein Schreiben aus Marialinden ein, addressiert „an den Bürgermeister Herrn Decker“. „Der Turn und Spielverein Marialinden, in der Gründung stehend, bittet den Herrn Bürgermeister um die Genehmigung des Vereins.“ Gezeichnet vom „derzeitigen Vorsitzenden“ Josef Kretzer.

    Der „Herr Vorsitzender“ erhält vom „Herrn Bürgermeister“ am 18. Juni prompt ein Antwortschreiben, in dem dieser mitteilt, dass „gegen die Gründung seinerseits keine Bedenken bestehen“. Und da er das beigefügte Statut ohne weitere Anmerkung und „zu seiner Entlastung“ zurückschickt, steht der offiziellen Gründungsversammlung nichts mehr im Wege. Am 25. August 1946 wird der TSV Marialinden, wie er zunächst noch heißt, im Saal der Gaststätte Vogel gegründet. Zu den ersten Mitgliedern gehören u.a. Josef Kretzer, Heinz Thomas, Peter Fuß, Paul Schiffbauer, Willi Lüdenbach, Hubert Tillmann, Hans Häger. Man bestimmt die Farben des Trikots, weiße Hosen, schwarzes Hemd und schwarze Stutzen und weiß auch schon, wer in der 1. Mannschaft spielen soll: Alfons Grewe, Kurt Winter, Willi Schuhmacher, Theo Bülsberg, Josef Merten, Karl Bartolozzo, Josef Kretzer, Hubert Tillmann, Toni Brickel, Georg Schuhmacher und Theo Körner.

    Aber, um den sportlichen Betrieb regelrecht aufzunehmen, müssen noch diverse Probleme und Behörden bezwungen werden. So wird zwar ein Eintragungsantrag am 28. Juni beim Amtsgericht in Bensberg gestellt, die nötige „Stellungnahme des Vereins“ aber – trotz Erinnerung durch den Gerichtsassessor Hoffmann – vergessen. Und erst am 21. März 1959 erhält der TuS Marialinden dann unter der Vereinsregisternummer 142 sein „e.V.“. Und er stellt weitere Anträge. Zum Beisspiel bei der britischen Militärregierung. Denn die muss eine „Genehmigung von Sportclubs oder Organisationen“ erteilen. In dem entsprechenden Formular heißt es: „I. Wir bitten die Militärregierung um Erlaubnis, einen Sportverein in Marialinden zum Zweck von Sport und Leibesübungen zu bilden. II. Der Club beabsichtigt, Versammlungen abzuhalten, jeden Monat um 20 Uhr. über sämtliche anderen Versammlungen werden wir die Militärregierung jeweils eine Woche vorher in Kenntnis setzen. V. Ausgefüllte Fragebogen (doppelte Ausfertigung) oder Einzelheiten über irgendwelche Zulassungen von Entnazifizierungsausschüssen oder Kommittees des Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden, Kassenverwalters, Sekretärs und allen anderen ist ebenfalls beigefügt.“

    Am 28. Mai 1947 kommt dann vom Comander des „Kreis Group Headquarters Military Government Sieg-Aggerland CCG“ J.G. Trickett die „provisorische“ Genehmigung. Und auch für das „erste Stiftungsfest im Saale Heinrich Altenrath“ am 27. Oktober muss der Vorsitzende eine schriftliche Genehmigung beim Kulturamt in Overath einholen.

    Das größte Problem für die Gründer sind allerdings die Kartoffeln von „Herrn Kreuzer“. Die stehen nämlich auf dem „ehemaligen Sportplatz“ am Rothberg. Deshalb schreibt der Vereinsvorsitzende Kretzer am 10. September wieder einen Brief an den Overather Bürgermeister. Er schlägt diesem vor, die Pacht von Herrn Kreutzer zu brechen, denn, begründet er, „da die Kartoffelernte im Oktober stattfindet, sind wir der Ansicht, dass die Möglichkeit besteht, die Pacht auf den Sportverein zu übertragen.“ Das allerdings kann der Bürgermeister nicht allein entscheiden, er spricht sich deshalb mit „Herrn Pastor Herchenbach“ ab, denn dieser ist in erster Linie für das Grundstück zuständig, gehört es doch der Marialindener Kirchengemeinde. In der Kirchenvorstandssitzung „59/9″ wird über dieses Thema „eingehend besprochen“. Pastor Herchenbach teilt das Ergebnis der Sitzung dann am 25. November dem „Vorsitzenden des Turnvereins Marialinden“ mit: „Die Gemeinde Overath, die diesen Platz für die sog. ‘Staatsjugend’ bis zum Einmarsch der Amerikaner innehatte, tat nichts dafür, so dass der Kirchenvorstand mit Recht vor derartigen Methoden ein zweites Mal zurückschreckt. Jedoch hat der Kirchenvorstand die Auffassung, dass Ihr Turnverein nicht so handeln wird. […] In der heutigen schweren Zeit darf ein solches Grundstück aber nicht einfach dem Anbau entzogen werden. Hinzufügen darf ich noch, dass die Anlieger mitten in ihren äckern einen Sportplatz mit Recht nicht gerne sehen. In der Erkenntnis, dass der Sport heute überall gepflegt wird, bietet der Kirchenvorstand dem Turnverein ein anderes Grundstück an: Das Waldgrundstück, das in der Nähe des Transformators bei Großoderscheid liegt. Es muss nur seitens des Turnvereins von dem noch aufstehenden Holz gereinigt werden.“ Was Pastor Herchenbach in seinem Brief nicht erwähnte, außer dem „aufstehenden Holz“ war das Gelände ziemlich feucht, um nicht zu sagen sumpfig, was dem TuS lange Jahre immer wieder Probleme bereitete.

    Dennoch: Der TuS Marialinden zieht an den Transformator.

  • 1948

    1948

    Am 25. Januar 1948 findet in Marialinden auf dem Sportplatz am Transformator das erste Meisterschaftsspiel auf heimischen Boden statt. Zu Gast ist die Mannschaft aus Biesfeld. Sie macht dem TuS allerdings in sportlicher Hinsicht kein Einweihungsgeschenk, mit 6:1 wird das erste Meisterschaftsheimspiel verloren.

    Die erste Saison des TuS Marialinden war ohnehin nicht unbedingt von großem Erfolg geprägt. Das lag wohl auch daran, dass die Hinrunde komplett auf gegnerischen Plätzen ausgetragen werden musste, da der Sportplatz nicht rechtzeitig fertig wurde. Noch am 7. Januar bittet der 1. Vorsitzende Josef Merten die Gemeindeverwaltung in Overath um die Bewilligung von „weiteren 300 Reichsmark, damit wir in der Lage wären, den Platz endlich in Ordnung zu bringen.“

    Die Gemeinde hatte bereits „eine Beihilfe in Höhe von RM 500″ gezahlt, doch „allein für die Sprengarbeiten sind Unkosten von RM 1410,40 entstanden“ und trotz der zusätzlich 600 RM „selbstaufgebrachter Mittel“ konnten die offen stehenden Rechnungen eben nicht gänzlich beglichen werden. Abgesehen vom Geldbeschaffen mussten die ersten Vereinsmitglieder natürlich auch selbst Hand anlegen und das kostete Kraft und Nerven.

    So ist es nicht verwunderlich, dass alle Spiele der Hinrunde verloren wurden. Besonders bitter war ein 7:0 in Lindlar. In der Rückrunde lief es dann „wesentlich“ besser, immerhin konnte ein Spiel gewonnen werden, den TuS Merheim schickte man mit 2:0 nach Hause. In diesem Jahr hatte der junge Verein aber auch noch diverse andere Dinge zu erledigen. So sah man sich z.B. veranlaßt, „in Anbetracht der neuen Währungsreform und den z.Zt in Frage stehenden Lohn und Tarifverhandlungen bezüglich endgültiger Neureglung der Mitglieder=Beitragssätze und dergl. mehr, eine offizielle Versammlung einzuberufen“.

    Da musste beim Landwirtschaftsamt in Bergisch Gladbach ein „Dringlichkeitsantrag über 5 Paar Fußballschuhe, sowie eine Fußballhülle und Blase, der wir zur vollständigen Ausrüstung unserer beiden Mannschaften dringend bedürfen“ gestellt werden. Oder bei dem Zeltverleiher Herchenbach in Troisdorf musste eine „höflichste“ Anfrage formuliert werden, „ob es im Bereich der Möglichkeit liegt, anläßlich unserer Kirmes am 5.-8. September Ihrerseits uns mit dem Verleih eines Zeltes dienen zu können.“ Es lag nicht im „Bereich der Möglichkeit“, für die „fragliche Zeit war kein Zelt mehr frei“.

    Es musste bescheinigt werden, „dass der Turn und Sportverein Marialinden den Spediteur Johann Jung aus Marialinden bei Overath mit einem LKW mehr oder weniger zum Transport seiner Fußballmannschaft nach auswärts benötigt und somit jeweils verpflichtet.“ Dem „sehr geehrten Herrn Schwarz“ wird höflichst, „ob der seinerseits zugesagten Stiftung (1 Paar Fußballschuhe für unseren Torwart Toni Brickl) die Rechnung von 37 DM zur Liquidierung präsentiert“. Außerdem musste „zwecks geplantem Silvesterball bei Altenrath“ geklärt werden, „ob die bei unserem Stiftungsfest seitens Altenrath versprochene Stiftung in Form von 100 DM abgeführt worden ist.“ Sie wurde „abgeführt“ und der TuS konnte wie geplant das Jahr mit einem Ball und der Aussicht beschließen, dass der Verein, der „z.Zt. lediglich nur über inaktive jugendliche Mitglieder verfügt, eine aktive Jugendmannschaft im Frühjahr 1949 aufziehen wird.“

  • 1951

    1951

    In sportlicher Hinsicht in diesem Jahr in Marialinden nur ein Thema: Der Aufstieg des Turn- und Sportvereins in die 1. Kreisklasse. Man ist sich einig: „Ein denkwürdiger Tag in den Annalen.“ Mit 2:1 wurde in Leverkusen-Wiesdorf das entscheidene Spiel gewonnen. Waldemar Kransnikow, Kurt Winter, Willi Schuhmacher, Karl Bartolozzo, Rolf Allmeyer, Benno Nees, Peter Becher, Karl Merten, Günter Dötsch, Toni Prickel und Erich Zinta standen in der Mannschaft, die den ersten großen Erfolg der Vereinsgeschichte errangen. Sofort schrieben sich neue Mitglieder in die Vereinsliste ein und auch Dank hrer konnte das fußballerische Nieveau der 1. Kreisklasse gehalten werden und der Verein seine Aktivitäten ausbauen. Schließlich führte auch dieser Erfolg dazu, dass 1954 mit finanzieller Hilfe des Deutschen Fußballbundes, aber vor allem mit eigenen Kräften ein Sportlerheim gebaut werden konnte.

  • 1961

    1961

    Am 18. Oktober 1961 wird auf dem Sportplatz am Transformator in Marialinden die neue Flutlichtanlage eingeweiht. „Da dem Sprotverein Marialinden für Trainingszwecke weder eine Turnhalle noch sonstige Räume zur Verfügung stehen“ kann sich ab diesem Tag endlich „unsere Jugend auch im Winter sportlich betätigen“ schreibt der damalige Geschäftsführer Heinz Altenrath. Möglich gemacht wurde diese Investition von ca. 16 000 DM durch Beihilfen vom Kölner Regierungspräsidenten, dem Rheinisch Bergischen Kreis und der Gemeine Overath. Zur feierlichen Einweihung wurde ein Freundschaftsspiel zwischen der „verstärkten Vertragsreserve“ des 1.FC Köln und dem SV 09 Bergisch Gladbach organisiert.

    Angereist waren u.a. „Tschik“ Cajkovski. der damals die Profis der FC trainierte und der Nationalspieler Leo Wilden, der sich in diesem Spiel auf den nächsten Profieinsatz vorbereitete. Er war es auch der in knappen Fuballerdeutsch nicht nur das Spiel würdigte: „Es war ein spannendes und schönes Spiel bei gutem Flutlicht.“ Aber auch die Bergische Presse nahm sich der „Sportplatzbeleuchtng“ an. Unter dem Titel „Sechs Tiefstrahler leuchten in Marialinden auf.

    Was die Beschaffenheit des Platzes angeht, so wäre es ratsam – auch im Interesse anderer Gastvereine – die Vereinsleitung von Süng einmal darauf hinzuweisen, in Zukunft doch den Kuhmist vor Spielbeginn vom Platze zu entfernen und den Spielern doch die Unannehmlichkeit darin zu baden, zu ersparen.

    Nun Flutlicht für jedermann.“ schreibt sie am 31. Oktober fast schon im Gebrauchsanweisungsstil: „Marialinden erlebt einen großen Tag! Denn dass sich, wie bereits berichtet, die Verbandsliga des SV 09 Bergisch Gladbach und die verstäkte Vertragsreserve des 1.FC Köln auf dem Sportplatz am Transformator gegenüberstanden, das allein ist ein Ereignis. Denn wo gibt es das noch, dass ein Verein der 2. Kreisklasse über eine Flutlichtanlage verfügt? Und davon konnten wir uns überzeugen: Diese neue Anlage gewährleistet durchaus ein einwandfreies Spiel. Als Lichtquelle dienen sechs zylindrische Quecksilberdampf-Hochdrucklampen mit je einer Leistungsaufnahme von 2100 Watt.

    Sie sind kombiniert mit Alu-Reflektoren, die speziell für die Maße eines Sportplatzes ausgelegt sind und an sechs vierzehn Meter hohen Masten angebracht sind. Sie erreichen eine Beleuchtungsstärke von 40 Lux. Bisher sind in Deutschland 50 solcher Anlagen in Betrieb.“ Aber nicht nur die neuen „Lichtquellen“ sorgten in diesem Jahr in Marialinden zur vollen Zufriedenheit, sondern das Jahr 1961 nimmt für den 1. Vorsitzenden Vinzenz Grewe einen ganz besonderen Platz in der bisherigen Vereinsgeschichte ein: „Ich glaube mit Stolz sagen zu können, dass das verflossene Jahr unser erfolgreichstes seit der Gründung war. Wir dürfen weiter mit Stolz verzeichnen, dass Sportplatz und Jugendheim entgültig in Vereinsvermögen übergegangen sind. Einiges zu wünschen übrig lässt allerdings der Tabellenstand.“

    So feiert man in diesem Jahr „stolz“ das 16. Stiftungsfest mit einem Fußballtunier und einem Sportlerball im Saale Heinrich Altenrath. Und man ist Selbstbewußt genug nach dem Meisterschaftsspiel beim SSV Süng, „obwohl es nicht unsere Art ist, die Schiedsrichterentscheidungen zu kritisieren“ und den Spielbericht nicht zu unterschreiben. Grund: „Der Herr Schiedsrichter hatte das Spiel mitunter nicht unter Kontrolle, und dadurch konnte diese Unfairnis aufkommen. So dass seine Bemerkung ‘Das Spiel nahm einen schönen und fairen Verlauf’ wohl nicht richtig war. Was die Beschaffenheit des Platzes angeht, so wäre es ratsam – auch im Interesse anderer Gastvereine – die Vereinsleitung von Süng einmal darauf hinzuweisen, in Zukunft doch den Kuhmist vor Spielbeginn vom Platze zu entfernen und den Spielern doch die Unannehmlichkeit darin zu baden, zu ersparen.“

    Ein Ereignis dieses Jahres bleibt den Marialindener allerdings in trauriger Erinnerung. Der 21jährige „Halb- und Mittelstürmer der ersten Mannschaft“ Helmut Faßbender starb am 3. November bei einem tragischen Verkehrsunfall. Er war am Bensberger Bockenberg mit seinem Roller auf einen Langholzwagen aufgefahren.

  • 1967

    1967

    Der 16. September 1967 ist „ein denkwürdiger Tag für alle Sportfreunde in Marialinden“, wie die Bergische Landeszeitung schreibt, denn der TuS feiert nicht nur sein 20. Stiftungsfest, sondern in Marialinden wird die neue Turnhalle eingeweiht. Bei der „eindrucksvollen Feier“ formuliert Bürgermeister Büscher die Losung unter der die Aktivitäten in der neuen Halle in Zukunft stehen sollen: „Aufrecht, tapfer und treu“.

    Pfarrer Alfons Johnen spendet den kirchlichen Segen, Gemeindedirektor Schlömer übergibt den Schlüssel an Vinzenz Grewe, den 1. Vorsitzenden des TuS, und Kirchenchor und Ouartettverein singen zum krönenden Abschluß das „Marialindener Heimatlied“. 4000 DM standen 1965 am Anfang des Marialindener Turnhallenprojekts. Sie waren bei einer öffenlichen Sammlung zusammengekommen und der Gemeinde Overath, sozusagen als „Initialzündung“, überreicht worden. Fast genau 1 Jahr später war die Halle fertig und hatte insgesamt 310000 DM verschlungen, von denen alleine die Gemeinde Overath 245000 DM übernahm. Die neuen Möglichkeiten, die die Turnhalle bot, zeigten prompt ihre Wirkung, was auch der Bergischen Landeszeitung nicht verborgen blieb: „Angesichts des rapide anwachsenden Mitgliederbestandes des TuS Marialinden sah sich der Vorstand genötigt, eine interne Konferenz einzuberufen, in der vor allem ein überblick über die einzelnen Abteilungen gegeben werden sollte. […] Seit der übergabe der Halle sind allein über 100 Jugendliche zum TuS Marialinden gekommen, so dass der Verein nunmehr insgesamt 278 aktive Jugendliche zählt. Insgesamt hat der Verein inzwischen über 322 Mitglieder. Trotzdem soll in den nächsten Wochen und Monaten eine neue Werbekampagne durchgeführt werden. Allabendlich betreiben Jugendliche und Männer Faustball, Korbball, Basketball, Volleyball und ähnliches, die Frauen und Mädchen vornehmlich Gymnastik.“

    Klar, dass da die Kapazitäten schnell erschöpft sind und die vorhandenen Turngeräte schon bald nicht ausreichen. So muss man der Gemeinde „vorschlagen, dass Sie uns die Turngeräte der Volksschulen Marialinden, Schlingenthal und der gerade geschlossenen Schule in Niedergrützenbach zur Verfügung stellen.“

    Die „Hoffnung, keine Fehlbitte getan zu haben“ erfüllt sich, die Gemeinde Overath nimmt den Vorschlag an. Und da eine Hand die andere wäscht, kontert die Gemeinde ebenfalls mit einer Bitte. Ob es nicht möglich sei, dem am 8.12. gegründeten Sportverein in Heiligenhaus für ein paar Stunden die Halle zu überlassen. Obwohl die „Turnhalle im Augenblick schon vollkommen überbelegt ist, da auch der Vilkerather Fußballclub in unserer Halle trainiert“, werden zwei Stunden samstagsnachmittags für die Heiligenhauser reserviert. Und bei einer solchen Auslastung belasten ausgefallene Gymnastikstunden schneller als sonst das Sportlergewissen. So dass die übungsleiterin der Damengymnastik aus Schwellenbach den „Sehr geehrten Herren!“ per Post im Detail die Gründe ihres „Fernbleiben“ darlegt: „Ich hatte einfach keine Möglichkeit, von hier fortzukommen. Erst gestern nachmittag hatte ich unser Auto aus der Werkstatt / Overath geholt, wo die Kontakte eingestellt worden waren.

    Als ich aber gestern Abend nach Marialinden fahren wollte, trat die gleiche Krankheit wieder auf. Bis spät abends hat mein Mann noch am Auto gebastelt. Aber leider ohne Erfolg. Telefonisch konnte ich Sie auch nicht erreichen, da es in ganz Schwellenbach solches nicht gibt. Die nächste öffentliche Fernsprechanlage in Nackhausen war geschlossen.“

    Aber nicht nur die Fertigstellung der Turnhalle war in diesem Jahr ein Grund zum Feiern, sondern auch ein ganz besonderes Jubiläum. Vinzenz Grewe ist seit 20 Jahren „Chef“ des TuS Marialinden. „In Marialinden purzelten zwar keine Rekorde, konnten auch keine großen Meisterschaften gefeiert werden, in Marialinden aber wurden Werte geschaffen, die der sportfreudigen Jugend noch lange dienen, noch lange Freude bereiten werden. […] dass sie das alles schafften, haben sie nicht zuletzt dem Manne zu verdanken, der nun 20 Jahre lang das Steuer des Vereinsschiffleins fest in der Hand hält: Vinzenz Grewe.“

    So fasst die Lokalpresse die Verdienste des unvergessenen 1. Vorsitzenden zusammen. Er selbst sieht das etwas anderes: „Nu machen se kein groß Gedöns, so doll war das doch nicht. […] Jeder braucht halt ein Hobby. […] Nur der hat als Vorsitzender Erfolg, der diese Aufgabe ernst nimmt, ebenso wie den Beruf. Wer nur seinen Namen hergibt, oder auch noch auf Vorteile spekuliert, der wird nie und nimmer etwas erreichen. […] Ich habe eigentlich noch an keine Tür vergebens geklopft. Sicher sind nicht alle Wünsche erfüllt worden, aber wir haben bei allen Behörden und Stellen offene Ohren und Verständnis gefunden.“

    Jubiläum feiert auch Erich Link, der Spielführer der 1. Mannschaft bestreitet beim Eröffnungsspiel des „großen Turniers am Transformator“ gegen Much sein 500. Spiel für den TuS. Weniger erfreulich ist in diesem Jahr die Geschichte der „Alten Herren“. Zum ersten mal taucht eine Mannschaft mit diesem Namen in den Analen des Vereins auf – wenn auch zunächst nur sehr kurz.

    Am 8. Februar teilt der Vorstand des TuS der Thekenmannschaft Vilshoven mit, dass sie beim TuS spielberechtigt ist, wenn sie „unter TuS Marialinden, Alte Herren, spielt, wenn sie einen Spielführer und einen Obmann meldet, wenn während der Meisterschaft kein Spieler der 1. Mannschaft eingesetzt wird, und wenn sie fürs Sportplatzlicht 3 DM monatlich im voraus zahlt.“ Aber schon am 17. April steht fest, dass die „Alten Herrn“ „gegen eine sogenannte reine Thekenmannschaft gespielt haben, dass ein Spieler der 1. Mannschaft eingesetzt wurde, und dass sie den Vorstand bei der letzten Sitzung wissentlich belogen haben.“ Und damit ist klar: „Unter diesen Umständen ist eine weitere Zusammenarbeit in unserem Verein nicht mehr möglich.“

  • 1969

    1969

    Am 26. Juli 1969 findet in der Gaststätte Altenrath die Generalversammlung des TuS Marialinden statt. 46 aktive und inaktive Mitglieder werden vom 1. Vorsitzenden Vinzenz Grewe begrüßt. Helmut Altenrath, der zum letzten Mal sein Amt als Geschäftsführer wahrnimmt – er scheidet an diesem Tag aus beruflichen Gründen aus dem Vorstand aus – legt laut Protokoll einen „ausführlichen Geschäftsbericht“ vor: „Er erinnerte ganz besonders an die großartige Turnhalleneinweihung im September 1967. Weiter sprach er von dem Aufstieg der ersten Mannschaft im Jahre 1968 in die 1. Kreisklasse. Er sagte, dass dieses nicht zu guter Letzt auf die gute Zusammenarbeit in kameradschaftlicher sowie spielerischer Hinsicht der Fußballer zurückzuführen sei. Ganz besonders ist an dem Aufstieg der Trainer Oswald Dahl beteiligt gewesen, sagte der Geschäftsführer wörtlich.“ Was er nicht sagte: Im letzten Jahr „hatte der Fußballverband mehrmals die Pflicht, sich über das Marialindener Publikum zu beschweren.“ „Und das war,“ so schrieb jedenfalls der Vorstand in einem Brief an die „lieben Fußballfreunde“, „wenn wir mal ganz ehrlich sein wollen, manchmal nicht ganz unbegründet.“ Ganz ehrlich: „Zum Beispiel bei einer Entscheidung, mit der wir nicht ganz einverstanden waren, suchten wir die Schuld beim Schiedsrichter. Aber es steht doch fest, dass dieser Mann die alleinige Entscheidung im Spielverlauf hat, und auch persönliche Beleidigungen an die Adresse des Unparteiischen an seiner Entscheidung nicht rütteln können.“

    Und das „verehrte Zuschauer, fassen sie bitte nicht als Kritik auf, sondern lediglich als einen Vorschlag zum ‘Bessermachen’.“ Aber das war 1969 Schnee von gestern. In diesem Jahr gab es eine ganz andere „Sensation“: „Im Sommer“, so erinnern sich Josef Merten, Hubert Tillmann und Hans Josef Altenrath später in der Festschrift zum 25 jährigen Vereinsjubiläum, „fanden sich einige Mädchen zusammen und gründeten eine Damenfußballmannschaft des TuS. Diese war z.Zt. die erste im Fußballkreis Rhein.-Berg. Anfangs lächelte man als Außenstehender über die Mädchen. Aber die Mädchen ließen sich von nichts abhalten und man spielte munter drauf los. Die beachtlichen Erfolge machten sie nicht nur in der Gemeinde Overath bekannt, sondern man schätzte sie bis weit über die Kreisgrenzen.“

    Und das zu Recht. Schon zwei Jahre später verbuchte man einen „internationalen Erfolg“. Die Bergische Presse schrieb dazu: „Beachtlich hielten sich die Damen des TuS Marialinden beim großen, internationalen Fußballtunier in Bad Neuenahr. Obwohl sie gerade in ihrer Gruppe auf stärkste Konkurrenz trafen, unterlagen sie nur dem späteren Tuniersieger Stade Reims mit 0:1. Als Gruppenzweite hinter den Französinnen bezwangen sie im Ringen um den fünften Platz zunächst Moselweiß Koblenz Tore von Gisela Schmitz (2), Irene Eschbach (2), Anita Bolz und Angelika Knipp mit 6:1 bezwungen und damit der fünfte Rang in diesem Feld erreicht.“ 1972 wurde man dann ohne Punktverlust und ohne Gegentor Pokalsieger der Sieg-Kreis-Runde. Man hatte sich in diesem Jahr dem Sieg-Kreis angeschlossen, da der Fußballkreis Rhein Berg nicht genügend Damenmannschaften zusammen bekam. Aber auch das gib es in diesem Jahr beim TuS: Die Gemeinde erweitert im Rahmen der Flurbereinigung das Sportplatzgelände auf ca. 12 Morgen.

    Damit will man die Voraussetzung schaffen für eine später mögliche Sportplatzvergrößerung oder für den Bau einer Tennisanlage. Schöne Aussichten für die Zukunft, für die Gegenwart bedeutet das aber, dass der Verein das Grundstück (ohne die Parzelle, auf dem das alte Sportlerheim steht) an die Gemeinde abtreten muss, da „es nicht möglich sei, ein so großes Sportgelände zu unterhalten und zu pflegen“.

    In diesem Jahr geht außerdem ein Resolution des TuS Marialinden an den Gemeinderat. Ein geplantes Freibad soll „unter allen Umständen“ „Auf der schönen Feder“ zwischen Büscherhöfchen und Marialinden errichtet werden. „Die Höhenlage bei Marialinden mit Blick auf das ganze Aggertal, gerade als Erholungs- und Ausflugsgebiet ausgewiesen, soll auf jeden Fall der Overather ‘Nebellage’ vorgezogen werden“ – meinen die Marialinder. Ob sie das zu Recht meinen oder nicht ist dann schließlich und endlich egal, denn der Gemeinde geht das Geld aus und ein Freibad wird nie gebaut.

    Und dann am Ende des Jahres erhebt der TuS Marialinden Einspruch. Einspruch gegen die Mitwirkung „des Spielers Egon Barner im Meisterschaftsspiel DJK Ommerborn-Sand 1 gegen TuS Marialinden 1.“ Grund: Barner sei in Herkenrath angemeldet und nicht in Sand, damit also nicht spielberechtigt. Der Fußball-Verband Mittelrhein prüft die Sache, bemüht das Fußball-Einmaleins und stellt fest: „Das Meisterschaftsspiel DJK Sand 1 gegen TuS Marialinden 1 vom 30.11.1969 ist mit dem Ergebnis von 0:0 für Marialinden als gewonnen zu werten.“

  • 1973

    1973

    „Die Fußballer des TuS Marialinden haben es also geschafft: 26 Jahre nach ihrer Gründung gelang ihnen die Meisterschaft der 1. Kreisklasse Rheinberg. Auf einem mit den Farben Schwarz-Gelb geschmückten Wagen wurde die erfolgreiche Mannschaft durch das Dorf gefahren. Das Blasorchester Marialinden gab den musikalischen Rahmen und an die hundert Fußball-Fans des TuS ordneten sich mit ihren Pkw in den Festzug ein.

    Im Saale Altenrath gab es Freibier und immer wieder Hochrufe auf die Mannschaft.“ Die Bergische Landeszeitung hatte recht, es war geschafft. Der TuS steigt in die Bezirksklasse auf und hat damit zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Kreisklasse verlassen. „Der größte Widersacher bis kurz vor Saisonschluß war die Mannschaft aus Jan Wellem Bergisch Gladbach, die am Ende aber doch 3 Punkte weniger aufweisen konnte. Von den insgesamt 26 Spielen konnte die Meistermannschaft 21 gewinnen, 2 Mal spielte man unentschieden und nur 3 Spiele wurden verloren.“

    So fasst man im Overather Mitteilungsblatt die Saison zusammen und gibt der Hoffnung Ausdruck, „dass der TuS Marialinden auch in der kommenden Saison seinen sportlichen Weg gehen wird.“ Macht er. Mit 30:30 Punkten wird man 9 der Staffel 1 der Bezirksklasse. Der Aufstieg von 1973 ist für einen Mann ein ganz besonderes Geschenk: für Vinzenz Grewe. Denn der 1. Vorsitzende feiert sein 25jähriges „Dienstjubiläum“. Anlaß für den Verein, der Gemeinde Overath nahezulegen, ihn für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes vorzuschlagen. „Vinzenz Grewe hat sich in hohem Maße für die Belange der Jugendertüchtigung durch den Sport eingesetzt und sich dadurch Verdienste weit über den Rahmen des Turn- und Sportvereins hinaus erworben.“

    1974 stirbt Vinzenz Grewe im Alter von 53 Jahren überraschend an den Folgen eines Herzinfarkts. Das Bundesverdienstkreuz hat er nicht mehr bekommen, aber er bleibt unvergessen in Marialinden, dafür zeugt nicht nur die Straße am Sportplatz, die seinen Namen trägt. Neuer Vorsitzender des Vereins wird Anton-Josef Eschbach – und er bleibt es 10 Jahre lang. „Aber nicht nur die Fußballer machen unseren Verein auch über die Kreisgrenzen bekannt.“

    Eine Tasache, die im Geschäftsbericht des Jahres ‘73 ausdrücklich betont wird. Denn „gerade unsere Freizeitsportler erleben in den letzten Jahren einen großen Mitgliederzuwachs.“ Das trifft auf Faust- und Volleyballer zu, auf die Turner, mit der großen Kinderturnabteilung, auf Volksläufer, Tischtennisspieler oder auf die Sportabzeichenabteilung. Und das hat Folgen: „Unter bewährter Leitung von den Sportkameraden Helene Lenze und Fritz Wester wurden große Erfolge errungen. Da können wir stolz drauf sein und uns nicht genug bei den Verantwortlichen bedanken.“ Beim Sportabzeichen-Wettbewerb 1973 wurde man in der Kategorie der Vereine mit bis zu 500 Mitgliedern Zweiter im Rheinisch Bergischen Kreis. Ein Jahr vorher war man hier sogar Erster geworden und im Regierungsbezirk Köln „sage und schreibe“ Zweiter.

  • 1977

    1977

    Beim TuS sorgt in diesem Jahr wieder einmal der Fußball für die großen Schlagzeilen. Die 1. Mannschaft landet „den großen Wurf“ und steigt in die Landesliga auf. Mit 6 Punkten Vorsprung wird die Mannschaft von Trainer Hartmut Neuhoff souverän Meister. Garanten für diesen „großartigen Erfolg“ waren nicht nur die beiden herausragenden Torschützen Frank Gillen (33 Tore) und Willi Comans (13) oder der Kapitän Ali Daubenbüschel, sondern auch die Marialindener „Eigengewächse“ Jupp Loidl, Gerd Höck und Berthold und Wilhelm Kemmerling. Gegenüber der Fußballabteilung erlebt eine andere Sportart beim TuS eher im Stillen einen Boom.

    „Die Mitgliederzahl der Volleyball-Abteilung nimmt in letzter Zeit stark zu.“ Schreibt der Verein am 21. Januar dem Sportamt in Overath. „Erfreulicherweise ist der Anteil der Jugendlichen recht hoch. Damit stellt sich für uns aber die Frage von Trainingszeiten, da bereits heute die Anzahl an Aktiven pro Trainingsstunde zu hoch ist. Wir hoffen, dass sich die Situation verbessern lässt, sobald die Dreifachturnhalle in Cyriax für den Sportbetrieb freigegeben ist. Wir bitten Sie, uns dort – speziell für unsere Volleyballer – Trainingszeiten zur Verfügung zu stellen.“ Wie groß genau die Volleyballabteilung geworden ist, teilt man der Gemeinde auch mit: „Ab der Spielzeit 77/78 werden wir 6 Mannschaften haben, die an offiziellen Meisterschaftsrunden des Westdeutschen Volleyballverbandes teilnehmen werden, und zwar: 2 Frauenmannschaften, 2 Männermannschaften, 1 Seniorenmannschaft, eine Mixedmannschaft. Darüberhinaus ist durchaus zu erwarten, dass in Kürze auch 2 Jugendmannschaften vorhanden sein werden.

    Die Zahl der regelmäßig Trainierenden beläuft sich heute schon auf 75.“ Eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, dass man erst seit anderthalb Jahren an einer Meisterschaftsrunde teilnimmt. Aber nicht nur die Mitgliederzahl schnellt nach oben, sondern auch der sportliche Erfolg. Gleich in der ersten Saison stiegt die 1. Herrenmannschaft 1975 von der Kreisklasse in die Kreisliga auf und die Damenmannschaft zieht ein Jahr später nach. Im Sommer 1977 werden beide Mannschaften Gemeindemeister. Die Damenmannschaftschaft dann 1978 den Aufstieg in die Bezirksklasse, 1979 in die Bezirksliga und 1989 schließlich sogar in die Landesliga. Der Verein wußte: „Diese Leistung ist neben den tüchtigen Frauen auch ihrem Trainer Theo Schmidt zu verdanken.“

    Der „Vatertag“ wird in diesem Jahr in Marialinden wieder im wahrsten Sinne des Wortes „begangen“. Der Turn- und Sportverein veranstaltet den 4. Volkswandertag. „Ab 9:00 Uhr können die Wanderstrecken, die jeweils 10 und 20 km in landschaftlich wunderschöner Lage ausgewiesen sind, begangen werden. Start und Ziel befinden sich in diesem Jahr auf der ‘Ranch Eschbach’. Auch wird die Unterhaltung an diesem Tag nicht zu kurz kommen. Das Blasorchester Marialinden wird an Start und Ziel zu einem Platzkonzert aufspielen.“ Und es gibt noch einen Grund zur Freude in Marialinden. Ein „lang ersehnter Wunsch“ geht in Erfüllung. Im Juni wurde mit dem Bau eines neuen Sportplatzes begonnen. Die Gemeinde hatte endlich die nötigen Mittel freigemacht. Am 8. Oktober kann der Verein dem Staffelleiter der Landesliga Staffel 1 „erfeulicherweise heute schon mitteilen, dass unsere neue Platzanlage in Marialinden fertiggestellt ist, und für den Sportbetrieb der 1. Mannschaft freigegeben wurde.

    Wir werden daher ab sofort unsere Meisterschaftsspiele der 1. Mannschaft auf der neuen Anlage austragen.“ Nicht viel später dürfen dann auch die Alten Herren auf dem neuen Platz spielen. Und sie hoffen, dass sich dadurch für sie nicht viel ändert. Denn wie steht es im Geschäftsbericht des Jahres 1977 geschrieben: „Unsere Alte Herren Fußballabteilung erlebte in den letzten Jahren einen großartigen Aufschwung. musste man früher doch die Siege dick im Kalender ankreuzen, so ist es heute genau umgekehrt.“

  • 1985

    1985

    In den frühen 80er Jahren sorgen nicht nur die „Großen“ beim TuS Marialinden für die überregionale Bekanntheit des Vereins, sondern gerade die Jugendfußballabteilung ist in dieser Zeit überaus erfolgreich. 1981 wurde die A-Jugend ohne Niederlage Meister und Kreispokalsieger, drei Jahre später spielte sie sogar um den Aufstieg in die Verbandsliga und insgesamt konnte Jugendleiter Karl-Josef Stammel für die Sonderstaffeln so viele Mannschaften melden wie nie zuvor.

    Eine Mannschaft erlebte im Sommer des Jahres 1985 einen ganz besonderen Höhenflug. Sie schafft den Sprung in den „Publikationshimmel“ der deutschen Sportpresse – den „Kicker“. Denn die D-Jugend des TuS Marialinden beendet die Saison mit einem „schier unglaublichen“ Ergebnis. 32:0 Punkte und sage und schreibe 170:9 Tore weist die Abschlußtabelle aus. Was man der Tabelle nicht entnehmen kann, aber ebenso unwahrscheinlich klingt: 102 der 170 Tore hatte allein Ansgar König geschossen.

    Im Sommer werden auf dem Sportplatz am Transformator in der „meisterschaftsfreien“ Zeit ungewöhnlich viele Spiele ausgetragen, denn die im Rahmen des „Vinzenz-Grewe-Gedächtnistuniers“ neunte Fußballgemeindemeisterschaft findet in diesem Jahr in Marialinden statt. Das bedeutet Dauereinsatz nicht nur für die Spieler der 1. Mannschaft, (die das Turnier gewinnt, im Endspiel besiegt man Overath knapp mit 1:0), sondern auch für die „Stimme“ des TuS – Sepp Altenrath. In jeder Halbzeitpause verkündet er die schon legendären Werbeslogens „Haben Sie Probleme? – Die haben wir auch… Haben Sie Haarprobleme, dann kommen Sie zu uns – Salon Otten in Loope“ oder „Ob nach einem ‘heißem’ Spiel oder nach der Traningsstunde, im Vereinslokal Altenrath sitzt man in froher Runde.“ und „Von Fußball verstehen wir wenig, aber bei Platten, da sind wir König. Platten König in Engelskirchen.“.

    Am Ende des Jahres bittet der Turn- und Sportverein Marialinden den Landessportbund NRW „eventuelle vorliegende Mustersatzungen zur Kenntnisnahme zu übersenden.“ Grund: „Zur Zeit sind in unserem Verein überlegungen zugange, den Vorstand umzugestalten. Eventuell soll dem bisherigen 1. Vorsitzenden ein Präsidium folgen.

    „Aus den „überlegungen“ ergibt sich ein Jahr später dann die Umorganisation des Vorstandes. Wesentliche änderung: Statt eines 1. Vorsitzenden gibt es jetzt ein „Dreier-Präsidium“ und die drei Abteilungen (Fußball, Volleyball, Freizeit) mit je einem Abteilungsleiter, verwalten die Haushaltsmittel selbständig. Sinn und Zweck: „Alle Abteilungen werden in die Führung des Vereins mit einbezogen und die Arbeit der Vereinsführung wird gleichmäßig auf alle Abteilungen verteilt.“ Die ersten Präsidiumsmitglieder der Vereinsgeschichte sind Heribert Grewe, Theodor Fischer und Rainer Habers.

  • 1989

    1989

    Am 3. Juni begeht der TuS Marialinden ein Fest, das man gerne schon früher gefeiert hätte. Bereits 1977 vermerkte Hans Josef Altenrath in seinem Geschäftsbericht: „Wenn man bedenkt, dass unsere Mitgliederzahl bald die 600er Grenze überschreiten wird und unsere Turnhalle schon heute längst überbelegt ist und unsere Umkleidemöglichkeiten auch schon erschöpft sind, so wäre sicherlich ein neu zu bauendes Clubhaus mit den entsprechenden Umkleidekabinen schon jetzt keine Utopie mehr.“

    12 Jahre später ist aus der Utopie dann tatsächlich Realität geworden. Nach 13monatiger Bauzeit wird das neue Sportlerheim eingeweiht. „Endlich stehen genügend Umkleideräume, ein Jugendraum und ein Geschäftszimmer zur Nutzung bereit“ schreibt dann auch sehr treffend die Bergische Landeszeitung. „Viel Prominenz traf sich im neuen Sportlerheim in Marialinden. Unter anderen waren Overaths Bürgermeister Josef Büscher, der Bürgermeister von Bergisch Gladbach Franz Heinrich Krey MdB, der Kreistagsabgeordnete Otto Schlingschröder, der Gemeindedirektor Heinz-Willi Schwamborn, Pastor Heribert Schmitz, der Vorsitzende des Gemeindesportbundes Manfred Faenger und viele Vertreter von Vereinen und Verbänden anwesend.“ Der Bürgermeister übergab den Schlüssel, Pastor Schmitz segnete die Räume und schließlich wurde „nach einer kräftigen Erbsensuppe der Tag mit einem ‘Bunten Programm’ fortgesetzt. Eine Turnvorführung der Kinder, die Frauengymnastikgruppe, die Mädchen der Jazzgymnastik und die Fußballjugend beendete mit dem ‘Spaßorchester Marialinden’ den Nachmittag.“

    Gefeiert wurde in diesem Jahr reichlich. Gleich zwei Mannschaften schafften einen Aufstieg. Die 1. Mannschaft der Volleyballdamen stieg in die Landesliga auf und die Fußballherren in die Verbandsliga. In beiden Sportarten hatte der TuS Marialinden noch nie so hoch gespielt. Das kommentierte die Bergische Landeszeitung kurz und bündig so: „Alles klar also hoch auf dem Berge.“ Die Erfolge wurden nicht nur „ordentlich begossen“, sondern sie beflügelten die Marialindener, auch gewisse „Platzprobleme“ tatkräftig anzugehen. Der Vereinsvorstand legt der Gemeindeverwaltung in Overath nahe über einen Rasenplatz in Marialinden nachzudenken und versucht „darauf hinzuwirken, dass die Turnhallensituation in Marialinden längerfristig verbessert wird. Als Möglichkeiten bieten sich dazu eine Erweiterung der Vorhandenen Halle bzw. der Neubau einer Zweifach- oder Dreifachhalle an.“

    Was die kleine Turnhalle in den letzten Jahren zu „schlucken“ hat, wird deutlich, wenn man sich die Entwicklung allein bei den Freizeitsportlern ansieht: Hier werden gleich mehrere neue Turngruppen und ersmals auch eine Koronarsportgruppe gegründet. 1987 waren in dieser Abteilung 133 Sportler eingetragen, Ende des Jahres 89 sind es 382.

    Der TuS erfreut sich also wachsender Beliebtheit. Und das zeigt sich nicht nur in den steigenden Mitgliederzahlen, sondern auch bei den Souvenirjägern. Immer schon gab es Anfragen von Sammlern aus der ganzen Bundesrepublik, denen die Vereinsnadel des TuS Marialinden noch fehlte. Aber in diesem Jahr hatte man offensichtlich auch weit über die Landesgrenzen hinaus vom TuS Marialinden gehört. „Ich habe in meine Sammlung 3221 Vereinsnadeln aus Deutschland und suche ein Anstecknadel des Vereins ‘TuS Marialinden’. Ich würde sehr froh sein, wenn ich ein-zwei Anstecknadel und ein-zwei Aufgleber Ihres Vereins bekommen wurde. Ich möchte Ihnen mein tiefempfundenen Dank im voraus aussprechen. Mit sehr herzlichen Grüßen der leidenschaftlichen Verehrer des deutschen Fußballs und einzige Sammler deutschen Vereinsnadeln in UdSSR. Leningrad, 21.11.1989, Ionas Indrilionis.“

  • 1992

    1992

    Auch in diesem Jahr prägt vor allem die 1. Fußballmannschaft des TuS das Bild des Vereins in der öffentlichkeit. Sie sorgt für die „fetten“ Schlagzeilen. „Nur 3:1 – MSV noch nicht im Tritt: Beim Viertligisten TuS Marialinden reichte es für den Bundesligaverein nur zu einem mageren 3:1″, „Spieleraufstand gegen den Trainer Karl-Ernst Helmus“, „Marialinden soll zum Magnet für Talente werden“, „15 Polizisten, vier Hundeführer in Marialinden – Schlägerei an der Bierbude“.

    Fast unter Außschluß der öffentlichkeit mausert sich derweil eine andere Sportart im Verein: Tischtennis. Seit dem 15.11.1990 gibt es eine solche Gruppe wieder beim TuS. In diesem Jahr spielt die … zum erstenmal bei einer Meisterschaftsrunde mit (oder: wurde bei der diesjährigen Meisterschaft …oder hat inzwischen ..aktive Mitglieder). Außerdem erleben die Marialindener in diesem Jahr das Kreispokalendspiel in Untereschbach zwischen dem SV Refrath und dem TuS Marialinden, das unter dem Motto „Keine Macht den Drogen“ stattfindet. Damit wollen „der Fußballverband Rhein.-Berg. und die beteiligten Vereine ihre Verbundenheit mit der vom Deutschen Fußballbund geförderten Aktion gegen den Drogenmißbrauch demonstrieren“.

    Der Vereinsvorstand erlebt den versuchten Rücktritt des Präsidiumsmitglieds Rainer Habers, der schließlich und endlich aber doch noch umgestimmt werden kann. Die Jugendfußballabteilung erlebt in Dänemark beim Dana Cup „eine hervorragende Stimmung und ein begeistertes TuS-Team 92″.

    Ein Overather Hundehalter erlebt, wie sein vierbeiniger Freund das Marialindener Tornetz zerfetzt. Und am 29. März erleben die Marialindener Fußballfans bei dem Meisterschaftsspiel der Verbandsliga Mittelrhein zwischen Borussia Brand und dem TuS einen recht eigenwilligen Stadionsprecher. Als in der 73. Minute das entscheidende Tor fällt, bellt er ins Mikrofon: „Das war in der 73. Spielminute das 1:0 für Marialinden durch einen unberechtigten Foulelfmeter.“

  • 1996

    1996

    Der TuS Marialinden1946 e.V. wird am 25. August 50 Jahre alt.